Pflegegrad beantragen: Schritt-für-Schritt Anleitung
Die Beantragung eines Pflegegrades ist ein wichtiger Schritt, um finanzielle Unterstützung und notwendige Pflegeleistungen zu erhalten. In unserem Leitfaden erfährst du, wie du vorgehen musst und worauf du achten solltest.
Was ist ein Pflegegrad?
Ein Pflegegrad bestimmt, in welchem Umfang eine Person pflegebedürftig ist. Je nach Pflegegrad gibt es unterschiedliche Leistungen der Pflegekasse. Die fünf Pflegegrade sind:
Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit
Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigung
Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigung
Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigung
Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen
Ab dem 1. Januar 2025 wurden die Leistungen der Pflegeversicherung um 4,5 % erhöht. Hier finden Sie eine Übersicht der monatlichen Geldleistungen nach Pflegegrad:
Erläuterungen:
Pflegegeld: Monatliche Unterstützung für Pflegebedürftige, die zu Hause von Angehörigen oder ehrenamtlichen Pflegepersonen versorgt werden.
Pflegesachleistungen: Finanzielle Mittel für professionelle Pflegedienste, die häusliche Pflegeleistungen erbringen.
Tages- und Nachtpflege: Leistungen für teilstationäre Pflege in Einrichtungen während des Tages oder der Nacht.
Vollstationäre Pflege: Leistungen für die Unterbringung in Pflegeheimen.
Wer kann einen Pflegegrad beantragen?
Jeder, der aufgrund von Krankheit oder Alter in seiner Selbstständigkeit eingeschränkt ist und Hilfe im Alltag benötigt, kann einen Pflegegrad beantragen. Angehörige oder gesetzliche Betreuer dürfen den Antrag stellvertretend einreichen. Hier ist die Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Beantragung des Pflegegrades:
Schritt 1: Antrag bei der Pflegekasse stellen
Die Pflegekasse ist der zuständige Ansprechpartner (sie gehört zur Krankenkasse).
Der Antrag kann telefonisch, schriftlich oder online gestellt werden.
Es reicht eine formlose Anfrage: „Hiermit beantrage ich Leistungen der Pflegeversicherung für [Name]“ – Name, Geburtsdatum und Versicherungsnummer angeben.
Die Pflegekasse sendet dir daraufhin die offiziellen Unterlagen zu.
Schritt 2: Vorbereitung auf die Begutachtung
Nach dem Antrag meldet sich der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK, https://www.medizinischerdienst.de) (bei gesetzlich Versicherten) oder MEDICPROOF (bei Privatversicherten, https://www.medicproof.de), um einen Termin zur Begutachtung zu vereinbaren.
Tipps für die Vorbereitung:
Pflegeprotokoll führen (ein bis zwei Wochen notieren, welche Hilfe täglich benötigt wird).
Ärztliche Atteste und Diagnosen bereithalten.
Medikamentenliste erstellen.
Pflegeperson oder Angehörige sollen beim Termin anwesend sein, um wichtige Details mitzuteilen.
Schritt 3: Begutachtung durch den MDK
Ein Gutachter kommt entweder nach Hause oder in die Pflegeeinrichtung. Die Begutachtung erfolgt nach dem NBA-Verfahren (Neues Begutachtungsassessment) und prüft sechs Bereiche:
Mobilität (z. B. selbstständiges Aufstehen, Treppensteigen)
Kognitive und kommunikative Fähigkeiten (z. B. Orientierung, Verständigung)
Verhalten und psychische Problemlagen (z. B. Ängste, Aggressionen)
Selbstversorgung (z. B. Körperpflege, Essen)
Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen (z. B. Medikamente, Arztbesuche)
Gestaltung des Alltags und soziale Kontakte
Jede Kategorie wird mit Punkten bewertet, die dann den Pflegegrad bestimmen.
Schritt 4: Bescheid der Pflegekasse erhalten
Nach der Begutachtung erstellt der MDK einen Bericht und schlägt einen Pflegegrad vor.
Die Pflegekasse entscheidet dann offiziell und schickt den Bescheid zu.
Die Bearbeitung dauert in der Regel 4 bis 6 Wochen.
💡 Tipp: Falls der Pflegegrad abgelehnt oder zu niedrig eingestuft wird, kann innerhalb eines Monats Widerspruch eingelegt werden.
Schritt 5: Pflegeleistungen in Anspruch nehmen
Nach Bewilligung des Pflegegrades stehen verschiedene Leistungen zur Verfügung:
✅ Pflegegeld (für private Pflege durch Angehörige)
✅ Pflegesachleistungen (für professionelle Pflegedienste)
✅ Entlastungsbetrag (131 € monatlich für Betreuung & Alltagshilfe)
✅ Kurzzeit- & Verhinderungspflege (wenn die Pflegeperson ausfällt)
✅ Wohnumfeldverbesserungen (Zuschüsse für barrierefreies Wohnen)
Die Leistungen können kombiniert und individuell angepasst werden.
Fazit
Die Beantragung eines Pflegegrades ist ein wichtiger Schritt, um Unterstützung für sich selbst oder Angehörige zu erhalten. Je besser die Vorbereitung, desto höher die Erfolgschancen auf eine faire Einstufung. Falls der Bescheid nicht der Realität entspricht, lohnt sich ein Widerspruch.
Hast du Fragen oder benötigst Hilfe beim Antrag? Der ProVita Pflegedienst Mannheim berät dich gerne!